Rennradtouren

Niedersonthofen und Obergünzburg - eine Allgäurundfahrt

Von Bad Waldsee durch das Kürnachtal auf kleinen Nebenstraßen zum Niedersonthofener See. Oberhalb des Rottachspeichers meist auf sehr gut befahrbaren Ministraßen nach Obergünzburg und von dort über Bad Grönenbach wieder zurück nach Bad Waldsee. Eine echte Fünfsterne-Tour!

Niedersonthofener See

Donnerstag, 7. Mai 2012

Die Schafskälte hat das ganze Land mit niedrigen Temperaturen und Dauerregen überzogen. Dauerregen? Zum Glück nicht wirklich, es gibt Gebietsweise durchaus trockene Landstriche. Am Fronleichnam sieht es in Oberschwaben und im angrenzenden Allgäu recht gut aus. Bewölkt zwar noch am Morgen, aber trocken.

Das muss reichen, also steigen wir, der alte und der junge Gerster, um kurz nach neun Uhr auf die Rennräder und los geht es. Was langes soll´s mal wieder sein. Wenn dann noch einiges an Höhenmetern zusammen kommt, soll es recht sein. Also wieder nix mit "kurz und flach".

Martinszell an der Iller wird der südlichste Punkt unserer Tour sein, im Osten ist das Oberthingau. Auf beinahe verkehrsfreien Nebenstraßen nähern wir uns bei immer besser werdendem Wetter der Landesgrenze zu Bayern. Nach Schmidsfelden, dem bekannten Glasmacherdorf in der Adelegg, sind wir in Bayern. Nur leicht ansteigend führt die Straße durch das malerische Kürnachtal nach Wegscheidel. Hier werden wir von einem Trekkingradfahrer überholt, obwohl wir wirklich nicht gerade langsam unterwegs sind. Nur wenige Minuten später bekommt er die Quittung für sein dreistes Verhalten, ein Plattfuß im Hinterrad ist die gerechte Strafe für sein Tun.

Wir fahren hinunter nach Buchenberg und dann weiter nach Schwarzerd und Hellengerst. Ein Drittel der Tour haben wir hier geschafft, wir sind bei Kilometer 65. 1300 Höhenmeter haben wir bis hierher schon gesammelt. Auf dem nächsten Teilstück werden das dann einige hundert mehr, mehrere steile Rampen liegen auf dem Weg nach Linsen. Lohn der Mühe ist die Abfahrt nach Niedersonthofen, auch wenn heute erhöhte Vorsicht geboten ist. Stellenweise ist die enge Straße im Wald noch feucht und birgt so doch einige Gefahren. Also aufpassen!

Bei Martinszell überqueren wir die Iller, bis Ottacker im Landkreis Oberallgäu rollen wir auf einer kleinen Rennradfahrer-Traumstraße sanft bergauf. Schon von weitem ist zu erahnen, was ab Ottacker auf uns wartet. Ein Auto fährt gerade den steilen Stich nach oben und so ist gut auszumachen, wie steil der erste Teil des bald kommenden Abschnitts ist.
Ottacker bietet bei strahlendem Sonnenschein beste bayerische Bilderbuchidylle. In klassischer bayerischer Tracht gekleidet verlässt eine Gruppe Gäste gerade das örtliche Wirtshaus. Wir quälen uns das Steilstück hoch, zum Glück lässt die Steigung aber bald nach und ist dann gut zu fahren. Marcus ist mal wieder weit vor mir, ich hole zwei Frauen auf Rädern ein. Die fragen augenzwinkernd, als ich grüßend an ihnen vorbei fahre, ob ich sie nicht ein Stück schieben oder ziehen möchte. Immerhin wären sie zu viert. Also noch mal genauer gucken, tatsächlich sind beide ziemlich schwanger. Respekt! Aber ich bin wirklich nicht in der Lage, vier Leute den Berg hochzuschieben. Ist so schon nicht wirklich einfach, ganz ehrlich. Sonst hätte ich das natürlich gemacht.

Einige wirklich schöne Ausblicke tun sich hier oben auf, unten liegt der Rottachspeicher-See, zum Greifen nah der Grünten und die Tannheimer Berge und natürlich die Allgäuer Alpen. Grad schön ist´s, ein kurzer Fotostopp ist angesagt.

Oberhalb des Rottachspeichers

Nach der längeren Abfahrt bis Bodelsberg kommen wir nach Oberthingau, dem östlichen Wendepunkt. Dazwischen gab es einige wenige Regentropfen, die aber so spärlich aus der über uns hängenden Wolke fielen, dass sie fast nicht zu spüren waren. Wirklich herrliche Landschaften durchfahren wir heute einmal mehr, vom Start weg bewegen wir uns dort, wo viele andere gerne Urlaub machen. Es gibt hier sogar Lamas, aber das ist inzwischen nicht mehr ganz ungewöhnlich. Schon vor zwei Wochen ist uns während der Pfändertour eine Frau begegnet, die ein Lama "Gassi" geführt hat. Mit Halsband und Leine. Also das Lama hatte das dran. Und heute wieder, nur waren es zwei Lamas, ein Hund und ein Mann mit Hut. Mit Leine, die Lamas. Der Hund ohne. Irgendwo vor Oberthingau. Kein Spaß!

Es geht nun ständig auf und ab, und in Obergünzburg sind wir heilfroh, endlich ein geöffnetes Wirtshaus zu finden. Die Flaschen sind leer, etwas zu essen wäre nun auch nicht zu verachten. Apfelschorle, dazu eine leckere Brätknödelsuppe, mehr brauchen wir nicht. Gäbe es auch nicht, der Koch hat nach unserem Eintreffen Feierabend gemacht. Im "Grünen Baum" könnten wir es noch eine Weile aushalten, zumal wir unter einem Sonnenschirm im Schatten sitzen können. Aber wir haben noch nicht fertig, 70 Kilometer sind noch zu schaffen. Es ist inzwischen sommerlich warm, wer hätte das gedacht?

Gleich nach Obergünzburg geht es wieder mal länger bergauf, mit etlichen Zacken im Höhenprofil kommen wir nach Bad Grönenbach. Vor der Autobahnbrücke gibt es eine Tankstelle, die auch für uns nicht motorisierte einiges zum Auftanken zu bieten hat. Eine volle Flasche, 0,75 Liter, sollte für die restlichen 50 Kilometer reichen.

Auch nach Bad Grönenbach geht es wieder steil bergauf, aber so wollten wir es ja. Mhh. Irgendwie doch bedenklich? Dafür fahren wir heute zum ersten Mal die Strecke Illerbeuren-Oberbinnwang in entgegengesetzter Richtung. Unglaublich, wie lange das hier bergab geht, denke ich so bei mir.

Ab Aichstetten ändere ich kurzerhand die Route. Nicht wie geplant über Rieden und die sattsam bekannte 15-prozentige "Ochsensteige" sondern eher flach über Reichenhofen nehmen wir die letzten 30 Kilometer des Tages unter die Reifen.

Nach 192 Kilometern und 2500 Höhenmetern sind wir wieder daheim. Eine wirklich sehr schöne Tour liegt hinter uns. Bei tollem Wetter auch noch, besser geht's ja wirklich nicht mehr. Und, das muss erwähnt werden, ohne einen einzigen Meter Schotterstraße. Keine echte "Gerschder-Adventure-Tour" also, aber trotzdem klasse! Auch der Sohn war voll des Lobes.



| 192 Kilometer | 2500 Höhenmeter |