Rennradtouren bei Bassano del Grappa

Der dritte Tag: Monte Grappa, Monte Tomba und Cima della Mandria - Die zweite Königsetappe

Das Pflichtprogramm unseres Bassano-Trips steht heute auf dem Programm. Zuerst geht es von Romano ´d Ezzelino auf die Cima Grappa, der Rückweg wird uns über Pederobba wieder zum Monte Grappa führen. Allerdings mit einigen zum Teil boshaft steilen Anstiegen zum Monte Tomba und der Cima della Mandria.

Bassano

Dienstag, 3. September 2013

Die Südseite des Monte Grappa bietet zwei Varianten: Die eine läßt sich von Romano ´d Ezzelino, die andere von Semonzo del Grappa befahren. Wir entscheiden uns für die "einfachere" Variante, welche von Romano aus über 27 Kilometer und 1500 Höhenmeter zur "Cima Grappa" führt.

Das Wetter ist wieder fantastisch, morgens um 10 Uhr, als wir starten, zeigt das Thermometer schon satte 25 Grad an. Es wird in jeder Hinsicht ein heißer Tag werden. Nur ein paar Kilometer zum Einrollen haben wir bis Romano ´d Ezzelino, am Ortsende beginnt dann schon die Steigung. Zehn Prozent, kürzere Abschnitte mit angenehmen sieben Prozent, so sehen die ersten dreizehn Kilometer des Anstiegs aus. Macht aber nichts, die herrlichen Ausblicke in die immer tiefer liegende Poebene, die Kehrenreiche, gut ausgebaute Straße und das extrem geringe Verkehrsaufkommen heben die Stimmung und lassen die Mühen vergessen. Der Schweiß läuft mir in die Augen, ich hätte die kahle Stirn nicht mit Sonnencreme behandeln sollen, dann würde das alles wenigstens kein Brennen in den Augen verursachen. Also ausnahmsweise Helm ab, so kann ich den Schweißfluß besser mit der Hand wegwischen.

Mein "Mitreisender" ist längst außer Sichtweite und wird dann wohl irgendwann weit oben warten. Campo Sologna, eine kleine Ansiedlung, taucht auf. Ich bin nun auf 1100 Meter Höhe. Der Track würde hier nach links abbiegen, ich entscheide mich auf der SP 148 zu bleiben. Schön schattig geht es ab hier flach, teilweise mit Höhenverlust, weiter bis Ponte San Lorenzo. Hier mündet der Track wieder in die SP 148 und die Straße beginnt nun steiler zu werden. Um die zwölf Prozent Steigung werden es jetzt. Ich fahre durch eine Almregion, die zwar schön anzuschauen ist, aber keinerlei Schatten mehr bietet. Weit, ganz weit oben kann ich das Rifugio Bassano erkennen. Der höchste mit dem Rennrad anfahrbare Punkt des Monte Grappa.

An der Abzweigung, die zum Rifugio führt, wartet Markus schon eine Weile. Das gefühlt steilste Stück der Auffahrt beginnt hier, dauert ab zum Glück nicht übermäßig lange. Wir verköstigen uns ein wenig und machen uns bald auf die Weiterfahrt. Für eine Besichtigung des Soldatenfriedhofs und des in den 30er Jahren von den Faschisten errichteten monumentalen Denkmals und des Ossarios reicht unsere Zeit leider nicht. Zudem widerstrebt mir angesichts der Bauherren ein Besuch.

Bis zur Abfahrt hin zieht es sich noch ein ganzes Stück, die Straße verläuft zunächst um den Berg herum, um dann endlich in eine grandiose Abfahrt zu führen. Auch hier fast kein Verkehr, gar keine Motorräder-eine echte Hochstimmungs-Talfahrt, auch wenn wegen des nicht immer guten Straßenbelags Vorsicht geboten ist. Erst nach fast dreißig Kilometern hat der Spass in Caupo ein Ende.

Es ist inzwischen drückend heiß, 32 Grad und kaum Wind erwarten uns im Tal. Wir umfahren Feltre und kommen dann auf der Suche nach einer geöffneten Trattoria vom Weg ab und verschaffen uns einige zusätzliche Höhenmeter. Die Trattoriasuche bleibt ergebnislos, erst später, in Anzú, haben wir Glück. Nicht das große Glück, aber immerhin können wir unsere Flaschen füllen. Zu Essen gibt es um diese Zeit nichts, die Küche ist geschlossen.

Das nächste Teilstück unserer Tour ist nicht gerade so, wie wir es gerne hätten. Wir müssen auf die SR 348, es gibt keine andere Möglichkeit weiter zu kommen. Der Verkehr ist gerade noch erträglich, teilweise gibt es sogar einen Randstreifen, der leidlich als Radweg benutzt werden kann. Radfahrer sind hier keine Seltenheit, die SR 348 ist sogar Teil des Radwegenetzes der Region-so jedenfalls steht es auf den Schildern zu lesen. Es rollt gut, wir folgen lange Zeit dem Verlauf des Fiume Piave Flußabwärts. Bei Vas verlassen wir für ein paar Kilometer die SR, um bei Fener wieder auf die Strade Regionale zurück zu kommen. Hier gibt es einen Obsthandel, frische Pfirsiche und Bananen gönnen wir uns dort.

Bis Pederobba ist es nun nicht mehr weit, der Randstreifen der SR 348 nimmt ein wenig das ungute Gefühl, das uns auf der SR begleitet. Das Radfahren auf einer Straße, die bei uns als Bundestraße geführt würde, ist für uns ungewohnt und verursacht Stress. Pederobba. Endlich.

Die Auffahrt zum Monte Tomba beginnt. Kein Verkehr mehr, auf der schmalen, Kurvenreichen Straße wird das Radfahren gleich wieder zum Vergnügen. Auch wenn es nun wieder ordentlich steil ist. Unterhalb des Monte Tomba sind mehrere große Grillplätze angelegt. An den Wochenenden ist hier sicher einiges los. Heute, es ist Dienstag, sind wir völlig alleine unterwegs. Nur wenige Fahrzeuge kommen uns entgegen. Nach den Grillplätzen wird es richtig steil, mit einer Steigung von mehr als sechzehn Prozent zieht die Straße kerzengerade nach oben. Kein schöner Anblick! Umso schöner zeigt sich der Blick nach Süden in die Poebene. Ein großes Weidegebiet tut sich auf, die Steigung geht auf erträgliche Werte zurück und wir erreichen auf weit über 800 Meter Höhe die Almwirtschaft "Malga Doc". Kurze Pause, wir gönnen uns ein gut gekühltes Franziskaner-Weissbier! Drei ausgebüchste Esel belagern den Platz vor der Malga Doc, werden dann aber bald von ihrem Eigner auf die Weide zurück getrieben.

Wir wollen bezahlen, aber die Wirtschaft ist verlassen. Lange können wir nicht warten und rechnen schon einmal aus, wie viel Geld wir einfach auf den Tresen legen werden. Gerade als wir los wollen, kommt die Bedienung mit einem Geländefahrzeug zurück und wir können ordentlich bezahlen. Sie war nur eben mal auf der Weide.

Die Cima della Mandria auf einer Höhe von knapp 1500 Metern erreichen wir nach einigen knüppelharten Steigungen erst, als die Dämmerung langsam aber sicher einbricht. Ausser uns beiden ist nun keine Menschenseele mehr unterwegs, der letzte abfahrende Rennradfahrer ist uns noch vor der Malga Doc entgegen gekommen.

Nach einer langen Abfahrt, die uns einige mühsam errungene Höhenmeter kostet, erreichen wir das Val Mure. Eine Schafherde samt dazugehörigen Hunden und zwei Rennradfahrer, die nun versuchen, so schnell wie es eben geht vorwärts zu kommen, sonst ist außer Landschaft pur hier nichts mehr. Die verlorenen Höhenmeter müssen wir wieder gut machen, so ist das ja fast immer. Keine Geschenke. Das ist hart, aber unfair.

Nach zwei in den Fels gesprengte Tunnel folgt der letzte Anstieg und wir erreichen die Abzweigung, von der man zum Rifugio Bassano fahren kann. Oder aber, hält man sich links, runter nach Semonzo del Grappa kommt. Wir halten uns links. Ein einsamer Rennradfahrer kommt langsam nach oben gefahren. Wo der wohl noch hin muss? Es ist fast schon dunkel, wieder kommt mein Rücklicht zum Einsatz.

Die Abfahrt, bei Tageslicht sicher sehr genussvoll, erfordert mangels Sicht allerhöchste Konzentration. Unterhalb der Baumgrenze fahren wir fast blind abwärts. Immer wieder muss das Tempo rapide gedrosselt werden. Im unteren Teil werden wir mit einer selten gesehenen Aussicht belohnt, die dicht besiedelte Poebene wird von abertausenden Lichtern geschmückt. Ein Foto schnell, vielleicht wird das ja sogar was. Dann die Kehrengruppe, immer schön langsam. Ein einziges Auto kommt uns während der Abfahrt entgegen, vorsichtshalber fahren wir rechts an und stoppen. Von vorne werden wir kaum zu sehen sein, ein quentchen Sicherheit darf dann schon sein.

Semonzo, noch nie haben wir das Ende der Kehren so herbeigesehnt wie bei dieser Nachtfahrt. Noch wenige Kilometer sind es bis Pove del Grappa, die italienischen Autofahrer sind fast unbeleuchtet durch die Dunkelheit fahrende Radler offensichtlich gewohnt, kein Hupen oder gestikulieren ob unserer zugegebener Maßen fahrlässigen Aktion gibt es. Vor Pove kommt uns eine ganze Gruppe komplett unbeleuchteter Radfahrer entgegen. Dagegen sind wir fast schon vorbildlich ausgerüstet, wenigstens ein Rücklicht sichert unsere Fahrt nach hinten ab.

| 133 Kilometer | 3848 Höhenmeter |