Rennradtouren

Das ARA-Breisgau Belchen Brevet - 300 Kilometer vom feinsten!

300 Kilometer mit dem Rennrad von Freiburg durch den Schwarzwald nach Bad Säckingen und durch den Schweizer Jura zur "Bölchen-Flue". Weiter nach Moutier und Delémont. Durch den Sundgau und das Elsaß zurück nach Freiburg. Eine fantastische Tour!

Start

24. April 2010

Belchen-Brevet, 300 Kilometer, und das schon am Anfang der Radsaison? Klar, ich bin dabei! Allein schon die Streckenbeschreibung bei ARA-Breisgau läßt keine Zweifel aufkommen. Südschwarzwald und Schweizer Jura, beides übt auf Rennradfahrer einen besonderen Reiz aus. Ja, 300 Kilometer und Unmengen von zum Teil sehr steilen Höhenmetern sind nicht zu unterschätzen, aber ich sehe das nicht als das große Problem. Am Freitag, dem 23. April, checke ich am späten Nachmittag in Kirchzarten ein. Zum Glück hat der Wetterbericht ganz besonders Gutes Wetter vorhergesagt, und tatsächlich ist das auch so. Der Frühling hält endlich Einzug und die Vorfreude auf das Brevet ist groß. Auch Walters Wunsch, "endlich mal wieder kurz-kurz" fahren zu können, wird sich wohl erfüllen.

Am Abend findet in Freiburg in der Gaststätte "Augustiner" ein Treffen statt, dort werden an die anwesenden Teilnehmer schon die Startunterlagen ausgegeben. Ich fahre hier mein erstes offizielles Brevet. Der 600er im vergangenen September war ja noch inoffiziell und nicht von den Audax Randonneurs Allemagne (ARA) als solches anerkannt. Dieses Mal ist das anders, die Kontrollkarte verleiht dem ganzen Unternehmen einen hochoffiziellen Charakter. Insgesamt sind vier Durchfahrtskontrollen nachzuweisen, der erste Stempel ist in Bad Säckingen fällig - eine freie Kontrolle, d. h. , dass man sich in Bad Säckingen irgendwie einen Stempel besorgen muss, auch die Durchfahrtszeit wird angegeben. Die restlichen Kontrollstellen sind so auf die Strecke verteilt, dass ein Abkürzen fast nicht möglich ist. Macht ja aber wohl auch keiner. Ich fülle meine Speicher noch mit Tagliatelle mit Ente, dann fahre ich mit Walter, bei dem ich dankenswerterweise die Nacht verbringe, zurück nach Kirchzarten.

Der Start ist auf 8 Uhr - pünktlich - festgelegt. Davor gibt es im "Augustiner" noch ein üppiges Frühstück, letzte wichtige Hinweise zur Strecke von Urban und Walter und danach machen sich 68 "Langstreckler" auf den Weg durch das noch ruhige Freiburg.

Lange dauert es nicht, bis sich erste Gruppen gebildet haben. Jetzt gilt es, die "Passende" zu erwischen. Das gelingt mir auch, Merzhausen, Staufen und Münstertal passiere ich mit einer größeren Gruppe. Bis hierher ist die Strecke flach, gleich nach Münstertal ändert sich das aber schnell. Wir fahren in ein enges Seitental, immer steiler werdend windet sich die kleine, fast verkehrsfreie Straße, nach oben.

Die Gruppe zerfällt immer mehr, nach einem Steilstück halte ich kurz an, ziehe Windjacke und Armlinge aus, mache ein paar Fotos. Bis zum höchsten Punkt der Schwarzwaldpassage auf 930 m ü. M. bin ich alleine unterwegs. Sicher nicht ganz verkehrt, so kann ich mein eigenes Tempo fahren. Auf der Abfahrt Richtung Tegernau bildet sich eine Dreiergruppe, die prächtig harmoniert. Mit hohem Tempo durchfahren wir das Tal der "Kleinen Wiese", bis hinter Schopfheim bleiben wir zusammen. Erst nach dem steilen Stück bei Wiechs sind wir nur noch zu zweit. Komisch, wieder sind zwei Wolfgangs unterwegs. Kilometer 80, Bad Säckingen, Fußgängerzone. Es gibt hier nur Cafés, eine Bäckerei wäre jetzt nicht schlecht gewesen. In einem Schreibwarengeschäft holen wir uns den wichtigen Kontrollstempel und ergattern sogar was Trinkbares.

Es ist nun so warm geworden, dass alles wärmende in den Taschen verstaut werden kann. Immer mehr kleine und größere Gruppen des Brevets kommen hier gerade an, wir sind also noch längst nicht die Letzten. Die alte, bedachte Holzbrücke über den Rhein finden wir leicht. Am anderen Ende der Brücke sind wir in der Schweiz.

Ab jetzt geht es längere Zeit bergauf, zunächst noch leicht zu fahren, passieren wir Eiken. Hier biegen wir nach Schupfart ab, schlagartig wird der Verkehr weniger. Gut so. Es wird nun deutlich steiler, wir sind gut unterwegs und holen immer wieder kleinere Gruppen und Einzelfahrer ein. Eine neue, grössere Gruppe bildet sich aber nicht, zu unterschiedlich ist das Tempo. Nach einer Zwangspause verlieren auch wir uns zunächst aus den Augen. Es folgt eine schnelle Abfahrt nach Sissach, knapp 100 Kilometer sind hier geschafft. "Nur" noch 200 Kilometer liegen vor mir, aber auch die schwierigen Steigungen beginnen erst hier. Aber zunächst rollt es noch gut, die Abzweigung bei der Mineralquelle Eptingen bedeutet das Ende des "Rollerabschnitts".

Die einspurige Straße nach Oberbölchen beginnt hier. Ein Verkehrsschild zeigt eine fünzehnprozentige Steigung an. Ich bin heilfroh, dass ich mir ein Zahnkranzpaket mit 29 Zähnen montiert habe. Das funktioniert übrigens gut mit dem kurzen Campa-Schaltwerk! Mit dieser 34/29er Übersetzung verliert dieses Schild doch einiges an "Schrecken". Zum "Berghaus Oberbölchen" sind von hier aus fast 500 Höhenmeter zu fahren. Mit neun Kehren wird die Strecke bewältigt. Das "Berghaus Oberbölchen" markiert auch die erste Verpflegungsstelle und den zweiten Kontrollpunkt. Hier oben erstreckt sich ein herrliches Wandergebiet, der Gipfel der Belchenfluhe (1099 m ) ist von hier aus gut zu erreichen. Aber ich bin nicht zum Wandern hier, zunächst gilt es, den begehrten Stempel und eine Portion Spaghetti zu holen. Extra für uns haben die Wirtsleute ein Spaghettibüffet hergerichtet. Auf der großen Terrasse des Berggasthofes läßt es sich gut sitzen, Spaghetti und ein großes Apfelschorle verschönern den Landschaftsgenuß noch. Wolfgang ist auch gerade hier angekommen, hat aber versäumt, Schweizer Franken mitzunehmen. Und mit Karte kann man hier nicht bezahlen. Nach meinen letzten Erfahrungen in der Schweiz habe ich genügend Franken dabei und kann ihm aushelfen, man wird sich am Abend in Freiburg ja wieder sehen.

bad-säckingen

Nach dieser kleinen Pause fällt der restliche Anstieg zum Chilchzimmersattel auf 991 m ü. M. nicht eben leicht, es ist aber auch heftig steil hier. Die Abfahrt nach Langenbruck nehme ich als Solist unter die Räder, die Abfahrt ist schnell und steil. In Langenbruck finde ich dann Anschluß an eine kleinere Gruppe. Bis Moutier, dass ohne grössere Schwierigkeiten erreicht wird, bleiben wir zusammen. In Moutier beginnt eine weitere, heftige Steigung zum nächsten Kontrollpunkt in Souboz. Wir sind nun im französischen Sprachraum der Schweiz.

Fast kurvenlos geht es aufwärts, teilweise erschreckend steile Rampen tauchen auf. Dann bei Kilometer 167 endlich Souboz, ein kleiner Ort im Jura. An einer Tankstelle soll die dritte Kontrollstation sein. Fast wäre ich vorbeigefahren, mit hohem Tempo geht es durch Souboz abwärts. Im letzten Moment mache ich auf der rechten Seite die kleine Tankstelle aus. Der Tankwart, Herr Klötzli, hat sich für uns einige Zeit reserviert. Die Kontrollkarte gestempelt, ein freundlicher Gruß zum Abschied und schon geht es weiter.

Eine herrliche Abfahrt liegt vor mir, es geht in die Schlucht "Gorges du Pichoux", ein kurzer Fotostopp muss hier sein. Tolle Gegend, auf der ganzen Strecke schon. Aber das hier ist ein Highlight. Berlincourt durchfahre ich wieder als Solist, die größten Schwierigkeiten sind nun Vergangenheit. Delémont liegt am Ende dieser langen Abfahrt, ich habe nun 189 Kilometer hinter mir. Delémont ist mit 11.000 Einwohnern bevölkerungsmäßig die größte Gemeinde des Kantons Jura und der Hauptort des Kantons. Die Durchfahrt ist nicht ganz einfach, zum ersten Mal auf der Tour verfahre ich mich. Das kostet mich aber nur wenige Meter Umweg, als Ausgleich komme ich an einer Tankstelle vorbei und decke mich mit Getränken ein.

Entlang der Sorne verlasse ich die Stadt, bei Soyhieres führt die Route wieder auf eine Nebenstraße. Und auch wieder bergauf, bis Movelier liegen 200 Höhenmeter im Weg, nicht steil, aber doch anstrengend. In Movelier sind 200 Kilometer geschafft, die kommenden Kilometer werden weitgehend flach sein. Gute Aussichten!

Bald nach Movelier verlasse ich die Schweiz und bin nun in Frankreich, im Sundgau. Bekannt für seine Karpfen, die gleich zweimal frittiert werden. Habe ich zu Hause schon nach einem Sundgauer Rezept mit selbst geangelten Karpfen gemacht. War lecker! Daran hätte ich nun nicht denken sollen, was ordentliches zu essen wäre jetzt ... . Aber solche Gedanken sind schnell wieder verdrängt, es geht mal wieder bergauf. Nichts schlimmes, aber nach der bisher gefahrenen Strecke machen auch kleinere Anstiege Mühe. Im April ganz besonders.

Die letzten Hügel sind geschafft, durch das Elsass führt die Strecke wirklich flach zum Rheintal hin. Meine Zeitplanung hinkt etwas hinter den persönlichen Erwartungen hinterher, es wird langsam dämmerig. Gut, dass ich ausreichend Beleuchtung mit mir führe. Nur schade, dass ich die neue Stirnlampe - ein Geburtstagsgeschenk der Allerbesten - daheim gelassen habe.

Meine Ankunftszeit in Freiburg habe ich auf etwa 21 Uhr taxiert, das werde ich auf keinen Fall mehr schaffen. Es wird also richtig Nacht werden, die Stirnlampe wäre da nicht überflüssig gewesen. Aber es geht auch so. Viele kleine Dörfer werden durchfahren, aus fast jedem Garten schlagen mir die leckersten Düfte entgegen. Die Franzosen nutzen das herrliche Wetter zum Grillen. Es duftet wirklich fantastisch. Und ich? Na ja, ein köstliches Gel ist ja auch nicht zu verachten ... . Nein, das stimmt nicht wirklich!

Es läuft sehr gut, auf topfebener Strecke rolle ich ohne Probleme mit hohem Tempo dahin. Die Sonne ist nun weg, aber die Temperatur liegt immer noch bei angenehmen 18 Grad. Schnurgerade zieht sich die Straße, nicht enden wollend hin, es ist nun vollkommen dunkel geworden.

Fessenheim ist mein nächstes Ziel, mir kommt es bis dahin ewig lange vor. Kilometerlang erstrecken sich riesige Fabriken, die in unwirkliches Licht getaucht sind, an der Strecke. Ich stoppe und kontrolliere, ob ich auch wirklich auf dem richtigen Weg bin. Passt alles, das GPS zeigt eine Kursabweichung von nur wenigen Metern an. Perfekt. Ich halte Ausschau nach den Kühltürmen des AKW Fessenheim, sehe aber weit und breit nur die beleuchteten Industrieanlagen. Erst viel später wird mir gesagt, dass das AKW Fessenheim gar keine Kühltürme besitzt.

Bald wird mir klar, dass ich am Gelände des Atomkraftwerkes bin, doppelte Zaunreihen sichern das Gelände ab. Nach dem AKW führt eine Straße über den Rhein zu einer Autobahnraststätte, die als vierte Kontrolle dient. Stempeln lassen, eine Kleinigkeit essen. Gerade als ich am Abfahren bin, taucht eine Gruppe Randonneure aus dem Dunkel auf. Zeit spielt nun keine Rolle mehr, im Limit werde ich auf jeden Fall bleiben. Also warte ich auf die Abfahrt der Gruppe und schließe mich ihr für die restlichen 26 Kilometer an.

belchenflue

Der Weg durch Freiburg hindurch, zurück zum Startort beim "Augustiner", ist so ein Kinderspiel, ein Freiburger fährt hier mit und kennt sich gut aus. Vielen Dank an dieser Stelle an den Guide! Gegen 23 Uhr sind wir am Ziel. Die Schnellsten waren hier schon vor 20 Uhr, aber wir sind auch nicht die Letzten, die hier eintreffen. Was aber auch keine Rolle spielt.

Nun endlich was "Gscheids" essen, eine Weile plaudern und dann noch die restlichen Kilometer zurück nach Kirchzarten. Dafür lasse ich mir aber nun wirklich Zeit. Schön war´s!

Noch was: Unter der Rubrik "Videos" gibt es einen kleinen Film, den Gregor Arndt von supernova-lights.com gemacht hat!



| 310 Kilometer | 3500 Höhenmeter |

Fotos