Rennradtouren

Hochtannberg-Rundfahrt über 260 Kilometer

Rennradtour von Leutkirch über den Jochpass zum Hochtannberg und durch den Bregenzer Wald zurück - ein langer Ritt über fast 260 Kilometer

Hochtannberg

Sonntag, 23. Mai 2010

Nach unserem gestrigen langen Ritt nach Friedrichshafen zeigen sich die Beine heute früh recht gut erholt. Okay, ein paar Stunden mehr Schlaf hätten bestimmt nicht geschadet. Aber nun ist es eben so. Kurz vor 9 Uhr bin ich in Herlazhofen, auch Wolfgang ist schon da. Die vergangene Fußball-Nacht hat er gut überstanden. Unser heutiges Vorhaben ist nicht ganz ohne. 260 Kilometer, die mit ca. 3000 Höhenmetern gespickt sind, liegen vor uns. Das Wetter ist gut, die Beine auch, die Stimmung sowieso. Also kann es losgehen.

Auf der mir gut bekannten Strecke passieren wir bald Rohrdorf, dem Startort unserer Vatertags-Mountainbike-Tour. Darüber werde ich noch berichten. Nach Missen beginnt der harmlose Anstieg zum sogenannten Stixner Joch. Genau genommen ist das schon ein Pass, das Konstanzer Tal liegt unter uns und das Stixner-Tal hinter uns. Auf 946 Meter sind wir hier, immerhin 35 Kilometer liegen schon hinter uns. Aber auch noch 220 vor uns. Na ja. Die Abfahrt nach Immenstadt ist auf der gut ausgebauten Straße ein echtes Vergnügen. Der sich weiter unten bietende Blick auf den Großen Alpsee würde sich auch auf einer Ansichtskarte gut machen.

Immenstadt durchfahren wir auf dem zunächst beschildertem Radweg, so wie es sich gehört. Schließlich habe ich vergangenes Jahr den Polizisten versprochen, nicht mehr die viel schnellere Umgehung zu benutzen. Dass der Weg dann aber trotzdem in die anfangs für Radfahrer verbotene Umgehungsstraße mündet, ist eine andere Geschichte.

Nicht schön, aber mir ja hinlänglich bekannt, ist die Durchfahrung von Sonthofen. Manche Dinge müssen eben sein. Der Motorradverkehr nimmt beständig zu und wir sind froh, als wir auf den Radweg nach Hindelang kommen. Man merkt schon deutlich, dass heute Sonntag ist. Vor Bad Hindelang werden wir von einer größeren Gruppe von Rennradlern eingeholt. Gleich bei der ersten Steigung zerfällt die Gruppe und wir holen einige von ihnen ein. Ich lasse mich aber nicht auf die üblichen Spielchen ein, schließlich haben wir jetzt noch nicht einmal 60 Kilometer hinter uns gebracht. Also heißt es, jedenfalls für mich, die Kräfte gut einzuteilen. Für meinen Begleiter wäre es sicher kein Problem gewesen mit den Jungs ein wenig zu "spielen". Wir bleiben aber zusammen, nach einem kurzen Fotostopp kommen wir - längst nicht als die letzten - in Oberjoch an.

Bei der Passhöhe ziehen wir die Windjacken an, die Abfahrt nach Schattwald ist schattig und schnell. Das Tannheimer Tal präsentiert sich dagegen schon im Sonnenlicht, auf dem Tannheimertal-Radweg durchfahren wir das auf gut 1000 Meter Höhe liegende Hochtal. So entgehen wir dem starken Verkehr auf der Bundesstraße. Erst bei Haller am Haldensee kommen wir wieder auf die Bundesstraße und rauschen dem Gaichtpass entgegen. Der ist von dieser Seite aus ein Kinderspiel, es geht nur bergab. Mich quält schon seit einiger Zeit der Hunger, höflich bitte ich um eine kleine Pause in Weißenbach. Ein schneller Teller Spaghetti wäre jetzt genau das richtige. Meine Bitte wird erhört, gleich am Ende der Abfahrt entdecke ich auf der linken Seite eine Pizzeria. Bestimmt gibt es da etwas Nahrhaftes für mich. Also schleppen wir die Räder hoch auf die Terrasse und setzen uns mal hin. Irgendwann bringt der Wirt die Speisekarte. "Nein, mit Nudeln haben gar nichts". Das war nicht das, was ich hören wollte. Aber Pizza gibt es. Dann eben ne Pizza. Mit wenig drauf, nur Zwiebeln, etwas Tomatensoße und ein wenig Mozzarella. Genauso, wie ich sie mag. Lecker war sie, meine Pizza!

Nun geht es das Lechtal hoch, kaum merklich gewinnen wir auf den folgenden Kilometern Höhenmeter für Höhenmeter. Das mit der Pizza stellt sich bald als ein Problem heraus. Meinem Magen hat die gar nicht gut getan, mir ist es irgendwie etwas schlecht und ich habe beschlossen, nie wieder eine Pizza zu essen. Nicht auf einer Radtour. Mir ist bald Speiübel, aber was drin ist, bleibt auch drin - schließlich habe ich dafür bezahlt! Nicht dass ich glaube, es hätte etwas mit der Pizza nicht gestimmt - nein, sie liegt mir nur unglaublich schwer im Magen und will wohl raus.

Obergiblen

In Stanzach an der Tankstelle füllen wir unsere Flaschen auf. Auffallend viele Motorradfahrer sind heute unterwegs, hoffentlich fahren die meisten ins Namloser Tal oder später über das Hahntennjoch. Als wir an der nächsten "Tanke" vorbeikommen, bietet sich uns ein fast schon bedenkliches Bild, der ganze, nicht eben kleine Platz bei der Tankstelle steht voller Motorräder.

Elmen, von hier aus geht es aufs Hahntennjoch, durchfahren wir nur und dürfen geradeaus weiter Richtung Warth. Tatsächlich fahren auch viele der Motorräder nach links weg, aber viel zu viele fahren denselben Weg wie wir. Gibt es die Dinger eigentlich nicht auch in "leise", oder wenigstens etwas leiser? Schnell genug wären die ja dann trotzdem noch.

Vor Steeg, wir sind nun bei Kilometer 130, steigt die Straße nun stärker an. Auf den nun kommenden 15 Kilometern bis zur Passhöhe haben wir gut 600 Höhenmeter zu fahren, und nicht immer sind die ganz leicht. Nicht heute und nicht für mich. Zwei Rennradler, dem Dialekt nach Landsleute, holen uns ein und staunen nicht schlecht, als sie erfahren woher wir kommen und wohin wir heute noch wollen. Sie werden in Warth ein Hefe auf uns trinken, versprechen sie, und schon sind sie weg.

Die Passhöhe des Hochtannbergpasses (1675 Meter) , wir sind nun bei Kilometer 145 der heutigen Tour angelangt, präsentiert sich so wenig spektakulär wie die Auffahrt. Die Südseite des Widdersteins sieht dafür umso beeindruckender aus. Auch der Biberkopf, Deutschlands südlichster Gipfel übrigens, ist von hier aus gut zu sehen.

Die Abfahrt hinunter Richtung Bregenz ist, vor allem bis Schröcken, steil, sehr schnell und kurvenreich. Auch die einzigsten Serpentinen haben die Straßenbauer hierher gelegt. Die Ortsdurchfahrt von Schröcken ist wegen einer Motorsportveranstaltung nur mit mäßigem Tempo zu fahren, danach können wir es die nächsten Kilometer bis hin zu Kilometer 180 der Tour gut laufen lassen. Kleiner Tankstopp noch in Au, dann weiter. Nach Egg biegen wir von der Bregenzerwald-Straße ab und fahren Richtung Oberstaufen.

Die Topografie ist ab dem Abzweig nun wieder schwieriger, ein ständiges auf- und ab lockt die letzten Kraftreserven raus. "Wie kann man so bescheuert planen?" höre ich. "Die letzten Kilometer so eine Strecke!" Ehrlich, es geht schlicht und ergreifend nicht anders. Wir sind hier eben im Allgäu. Von Oberstaufen bis Isny wird es auch nicht leichter, aber nun ist wenigstens ein Ende in Sichtweite. Nach fast 11 Stunden Fahrzeit haben wir das dann auch endlich geschafft.



| 255 Kilometer | 2570 Höhenmeter |