MTB-Transalp 2008

Die sechste Etappe: Von Dimaro nach Riva

Mag sein, dass wir gestern Abend den isotonischen Getränken etwas mehr als sonst zugesprochen haben. Aber wir mussten ja schließlich auch den weiten Weg von unserer Verpflegungsstelle zum Hotel zurücklegen. Das Frühstück ist heute früh nicht so verlockend, wie es das bisher war. Nur mit leichtem Zwang-ohne gut zu frühstücken geht ja gar nichts- mische ich mir ein Müsli, mit Yoghurt und Früchten. Nach Deftigem gelüstet es mich noch nicht. Aber egal, heute geht es dem Ziel entgegen!

Brenta

Dimaro, 11. Juli

Die am Vorabend gut gepflegten Bikes aus der Tiefgarage des Hotels "Garni Sottobosco" holen, dann kann es losgehen. Wir verlassen Dimaro auf der SS239, die nach Madonna di Campiglio führt. Am Ortsausgang wird es gleich steil, aber schon bei der ersten Kehre verlassen wir die Straße und biegen auf die ausgezeichnet ausgeschriebene Mountainbike-Route ab. Erste Zwangspause, einer fehlt! Also erst einmal warten, Helmut fährt zurück und sucht nach unserem verloren gegangenen Kameraden, findet ihn auch und kommt nach einer Weile zurück.

Mal leicht, mal stärker ansteigend, fahren wir auf einem Forstweg durch dichten Föhrenwald bergan. Schon bald merke ich, dass mir das Frühstück nicht gut bekommen ist. Ich sollte vor sportlichen Aktivitäten keinen Yoghurt essen. Bekommt mir gar nicht, schlimm daran ist, dass ich das schon längst weiß. Ich könnte mich Ohrfeigen, wie kann man so blöd sein? Immer wieder falle ich auf den frischen Genuss rein. Aber in Zukunft werde ich das nicht mehr machen.

Ach, es ist eine echte Plagerei, obwohl der Weg nie wirklich steil ist. Das Frühstück liegt wie ein Stein im Magen, mir ist´s zum Kotzen. Als wir Madonna di Campiglio passieren, haben wir schon fast eintausend Höhenmeter zurückgelegt. Es geht mir inzwischen wieder gut. Trotzdem ist mir die kommende Pause am Refugio Vallesinella nicht unrecht. Wir sitzen hier, unter Sonnenschirmen, essen eine Kleinigkeit, trinken etwas. Zum Schmunzeln ist eine Gruppe von Schülern, alles Zwerge, so 6-7 Jahre alt. Klassenausflug oder Wandertag. Die aufsichtsführenden Lehrerinnen haben ihre Not mit den umherschwirrenden Kindern. Bis eine der Lehrerinnen den "Haufen" resolut mit einer Trillerpfeife zur Ordnung ruft. Wie die Soldaten stehen die Ausflügler schlagartig schön in Doppelreihe. Und ziehen geordnet weiter. Coole Aktion. Ob das bei uns auch so gehen würde, ohne anschließende Strafanzeige? Mhh.

Bald machen auch wir uns wieder auf den Weg. Eine wunderschöne Abfahrt durch den Wald bringt uns zu den "Cascate media di Vallesinella". Das sind Wasserfälle, die aus der Brenta di Dolomiti hier in mehreren Stufen herabstürzen. Wir sind an der Mittleren, auf mit Holzabgrenzung gesichertem Weg fahren wir hin zu einer Aussichtsplattform. Wir schnaufen kräftig durch, sehen uns das Naturschauspiel an und fahren weiter.

Das herrliche Val d´Agola ist für uns alles andere als ein Tal. Steil steigt unser Weg an, belohnt werden wir durch eine prächtige Aussicht auf die Brenta, die sich nun endlich in ihrer ganzen Pracht zeigt. Bisher war sie immer im Nebel verborgen. Das war übrigens die Heimat des "Problembären" Bruno, den bayerische Jäger nach seiner Odyssee abgeschossen haben. Wir sehen aber keine Bären, dafür kommen wir am Lago di Val d´Argone an. Und machen hier eine Pause. Zum Baden ist das Wasser eindeutig zu kalt. Aber ein Sonnenbad am Ufer des Bergsees ist drin.

Nach dieser Pause erwartet uns eine längere Schiebepassage, um die zweihundert Höhenmeter sind unfahrbar. Steil, zu steil, führt der Pfad über verwurzeltes Terrain nach oben. Der Talcharakter des Val d´Agone bleibt uns von dieser Seite nach wie vor verborgen. In Gegenrichtung wäre das ein tolles Teil.

Alles hat ein Ende, so auch die Schiebepassage nach dem Lago. Aber dann kommt er, der vorletzte Pass unserer Tour. Hört sich irgendwie französisch an, ist es aber nicht. "Passo Bregn de L´Ors". Danach geht es auf Schotterpiste mit ordentlichem Tempo runter nach Stenico. Das ist nun die andere Seite des Val d´Argone. Eindeutig die bessere, für uns.

Auf "normaler" Straße kommen wir nach Lomaso, bald danach beginnt der letzte Pass unserer langen Reise. Vor dem Lago di Tenno machen wir eine letzte Pause, danach geht es, oft auf tollen Trails, runter zum Gardasee.

Hey, wir sind tatsächlich angekommen! Ohne Sturz, keine größeren Defekte, alle sind wohlauf.

Die folgende Nacht wird sehr lange, Sigmund und ich tummeln uns, nachdem wir mit unseren Kameraden am Gardasee kühles Bier getrunken haben, auf einer Open-Air-Party. Mitten in der Nacht fängt es an zu regnen, mal wieder werden wir nass. Aber, soweit ich zurückdenken kann, hat uns das nicht wirklich was ausgemacht.



| 87 Kilometer | 2250 Höhenmeter |