MTB-Transalp 2008

Die vierte Etappe: Von S´Chanf nach Santa Caterina

Heute steht uns das "Dach" unserer Tour im Weg, der Pass Chaschauna an der Grenze zu Italien, mit seiner Höhe von 2694 Meter überragt er den Scaletta-Pass (2606m), den wir gestern überwunden haben, ebenso wie den Passo Gavia (2621m), der sich uns morgen präsentieren wird. Also heißt es einmal mehr, schon beim Frühstück die Speicher ordentlich zu füllen. Was uns bei dem üppigen Angebot wieder einmal keine Schwierigkeiten bereitet. Nach der morgendlichen Hektik, die mittlerweile zur Gewohnheit geworden ist, sorgen unsere in dieser Beziehung "strengen" Guides wieder für eine pünktliche Abfahrt. Muss aber ja auch sein, anders wäre ein einigermaßen zeitiges Ankommen am Zielort kaum möglich. Um neun Uhr brechen wir auf.

Italien ist erreicht

S´Chanf, 9. Juli

Wir verlassen S´Chanf ostwärts und überqueren gleich am Ortsende den Inn, der riesige Mengen Schmelzwasser mit sich schleppt. S´Chanf liegt auf über 1600 Meter Höhe, also müssen wir auf den folgenden zwölf Kilometern gut eintausend Höhenmeter überwinden. Wobei sich ein erheblicher Teil dieser Höhenmeter erst am Ende des Val Chaschauna aufbaut. Bis zur Alp Chaschauna, die auf 2210 Meter Höhe liegt, können wir auf einem Schotterweg gut fahren. Aufwärts zwar, aber durchaus fahrbar. Die Alp Chaschauna ist nicht bewirtschaftet, Wasser gibt es hier aber genügend. Also noch die Vorräte kontrollieren, die nächsten 450 Höhenmeter heißt es Schieben oder Tragen. Eineinhalb Stunden dauert das, aber es lohnt sich nun wirklich sehr, hier hoch zum Pass Chaschauna auf 2694 Meter Höhe zu kommen. Ein gigantischer Rundblick auf Livignio und das Ortlermassiv bietet sich hier dar! Windjacken anziehen, es weht ein kalter Wind hier oben, danach erst eine kurze Rast.

Pass Chaschauna

Abfahrt nach Bormio

Val Chaschauna

Pass Chaschauna

Die nun folgende Abfahrt lässt das Biker-Herz höher schlagen. Durchgehend auf Schotterpiste fahrbar, die Grenze nach Italien ist durch eine italienische Fahne markiert und wird in hohem Tempo passiert. Wir kommen in Livignio an, es gäbe hier Möglichkeiten, zollfrei einzukaufen. Aber keiner aus der Gruppe hat ein Bedürfnis danach angemeldet. Das wunderbare Wetter hat jede Menge Menschen herausgelockt. Am riesigen Stausee entlang fahren wir zum Passo Alpisella.

Zwischendurch machen wir eine kleine Pause bei einem Bergasthof, der total überfüllt ist. Der Weg bis hierher ist flach und leicht zu gehen oder mit dem Rad zu fahren. Nach dieser Rast kommen wir wieder in einsamere Gefilde. Nur ganz vereinzelt begenen uns Wanderer oder Radfahrer. Nach einer Bachüberquerung wird es dann erst einmal steil. Irgenwann ist der Schotterweg so steil das die meisten - oder waren es alle? - das Rad schieben. Die letzten Meter vor der Passhöhe auf 2285 Meter sind dann wieder fahrbar. Durchschnaufen, dann geht´s wieder abwärts.

An die dreihundert Höhenmeter fahren wir runter, der Lago San Giacomo di Fraele liegt nun vor uns. Erst mal anhalten und staunen! Harald zeigt uns die Trails, die vom Stilfser Joch herunter führen. Alles alte, nie benutzte Militärstrassen, die Mussolini bauen liess. Um Italien vor den heranrückenden Amerikanern zu schützen, wie es damals hieß. Verrückt.

Die nächsten 20 Kilometer geht es auf fast ebener Schotterstrasse rechts am Stausee "Lago di Cancano" entlang. Wir sind immer noch auf 1900 Meter Höhe, um uns herum eine faszinierende, hochalpine Kulisse. Immer vom Ortler beherrscht. Irgendwo dazwischen taucht ein Gasthaus auf, an dem wir dann, im Garten unter Sonnenschirmen sitzend, eine längere Pause einlegen.

Nach unserem Aufbruch erreichen wir nun endlich die "Torri de Fraele" , alte Wehrtürme. Hier beginnt die geradezu sensationelle Abfahrt hinunter nach Bormio. Auf der inzwischen asphaltierten Straße fahren wir in unzähligen Kehren fast endlos lang ins Tal ab.

Bormio ist sehr belebt und wird schnell durchfahren. Wir sind nun schon auf der Straße, die zum Passo Gavia führt. Den heben wir uns aber für den nächsten Tag auf.

In Santa Caterina kommen wir nach einer längeren Bergauffahrt in unserem Hotel an. Von außen eher unscheinbar, irgendwie klein. Aber dann - wow! Wieder alles nur vom feinsten, tolle Zimmer, supergutes Essen. Wir werden ganz schön verwöhnt. Aber das haben wir uns schließlich auch verdient. Gell?



| 72 Kilometer | 2874 Höhenmeter |