Rennradtouren
Eine abenteuerliche Reise zum Ammersee
Yippie-ay-yeah, wir haben von Samstag bis Dienstag Zeit! Die Wettervorhersage verspricht sehr schönes Sommerwetter. Also glauben wir das einfach mal ungeprüft und packen unsere sieben Sachen. Nagut, ein paar mehr waren es schon. Aber es hat alles in die Taschen des "Lastesels" gepasst. Schon komisch, mit wie wenig Sachen man (und Frau!) auskommen kann. Zelt, Schlafsäcke und Isomatten obendrauf, der Rest in die Taschen. Schwer ist das alles, aber es geht schon.
1. - 3. August 2009
Erster Tag:
Herlazhofen-Hopfen am See
Immenstadt ist auf (zum Teil) verbotenen Wegen schnell durchfahren und auf einer schönen Nebenstrecke kommen wir nach Burgberg. Hier gilt es erst einmal das "Königssträßle" finden. Eine alternative zur Route über die Kranzegger Steige nach Wertach. Ganz toll soll das sein, und ruhig und kein Verkehr. Haha. Es gibt Zeitgenossen, die behaupten, dass es schön wäre, dort zu fahren. Ob die da jemals gefahren sind? Kann ja sein, aber auf jeden Fall nicht von der Burgberger Seite aus. Schön ist anders. Unglaublich steil, viel Verkehr - bis fast zur Dreiangel-Hütte ist das Sträßlein für den regen Ausflugsverkehr frei zu befahren.
Wir sind nun auf 1000 Meter ü.M. Es kann demnach nicht mehr lange bergan gehen, der höchste Punkt der Straße liegt bei 1100 Meter. Frisch gestärkt packen wir die letzten Höhenmeter, die sich aber zum Teil wieder als Schiebestrecke präsentieren, an. Ich warte oben, hier gibt es sogar einen Brunnen. Gute Gelegenheit den Kopf zu kühlen und den Helm zu wässern.
Bis zur Einmündung in die Straße nach Wertach geht es nun ständig auf und ab, am Ende dann der letzte heftige Anstieg. Ein sehr betagter Rennradfahrer, den ich einhole, sagt mir, dass das nun wirklich der letzte "Buckel" wäre. Stimmt nicht ganz, ein kleiner Anstieg kommt noch. Ich wundere mich nun schon etwas über das Durchhaltevermögen und die Moral der Principessa. Klaglos, nur leicht schimpfend, quält sie sich hoch. Wenn ich das alles gewusst hätte, wären wir die Kranzegger Steige gefahren. Aber zu spät. In Wertach gibt es eine weitere Pause, erst am örtlichen Netto-Discount. Getränke holen, ein Päckchen Minikuchen und Eis. Neben uns macht ein Paar Pause. Mit zwei Hunden, die vor Durst schier umkommen, lungern sie hier in der Hitze rum und kümmern sich nicht um die armen Tiere. Na ja. Besser kein Kommentar. Wir gönnen uns noch einen Kuchen (?) und einen feinen Espresso und machen uns auf den Weg nach Nesselwang. Vorbei am Grüntensee, hier könnten wir auch übernachten, im Notfall. Aber die Beine sind heute ausgesprochen gut und auf kleinen, verkehrsarmen Straßen, kommen wir über Eisenberg endlich nach Hopferau. Den Hopfensee können wir nun schon sehen.
'Riviera' des Allgäus wird der auch genannt. Stimmt irgendwie auch, an der Uferpromenade flanieren die Urlaubsgäste zu Hunderten. Das hochsommerliche Wetter tut das seine zu dieser Stimmung. Linker Hand entdecke ich einen Campingplatz, sieht aber von hier aus nicht wirklich einladend aus. Wir fahren weiter, 'Camping Hopfensee' ist unser Ziel. Alles belegt, auch voll nobel hier alles. Auf Nachfragen wird mir erklärt das hier nur Wohnmobile 'campen' und es keine Plätze für Zelte, seien sie auch noch so winzig, gibt.
Die Alternative
wäre nun der Bannwaldsee, ca. 20 Kilometer mit dem Rad, oder ein Platz am Forggensee, etwa gleich weit entfernt. Also fahren wir zurück an den ersten Campingplatz. Fast direkt am See gelegen und bei näherem betrachten doch sehr angenehm. Kein Luxus, aber den suchen wir ja auch nicht. Zelt aufbauen, duschen und dann per Pedes nach Hopfen. Beim 'Olivenbauer' gibt es für mich Spaghetti Bolognese und für das Mädchen vegetarische Pizza. Nicht umwerfend, aber sättigend. Nach kurzem, aber wunderschönem flanieren an der
'Hopfensee-Riviera' machen wir uns Bettfein und verbringen eine ruhige erste Nacht.
| 88 Kilometer | 1200 Höhenmeter |
Zweiter Tag:
Vom Hopfensee zum Ammersee.
Am nächsten morgen dann ein kleiner Schock! Riesige Wolken bilden sich über den Bergen, es weht ein kräftiger Wind. Während meine Principessa im Waschraum ist, fängt es an zu regnen. Nur ganz kurz, sie bekommt das gar nicht mit. Zusammenpacken und frühstücken gehen. Wir landen wieder beim "Olivenbauer". Es gibt wirklich guten Kaffee und Bruschetta mit Frischkäse. Sehr empfehlenswert! Flaschen noch füllen und weiter. Es ist nun sehr bewölkt und es sieht verdammt nach Regen aus! Durch Hopfen am See fast komplett durch, dann am Ende links weg nach Erkenbollingen. Was für ein Name! Von da nach Rieden am Forggensee. Ab hier wird´s knifflig. Doch auf den Radweg, besser so, weil die Straße mächtig stark befahren ist.
Bald denke ich, dass wir uns verfahren haben. Haben wir aber nicht, der Weg nach Ussenburg ist genau richtig. Von da geht es lange und steil bergab nach Roßhaupten. Es ist inzwischen stark bewölkt, aber noch regnet es nicht. Auf echt schöner Strecke geht es nun, die Lech-Staustufen immer im Blick, nach Lechbruck. Fototermin an einem Wehr.
In den Bergen, die wir im Süden sehen, hat es wohl heftige Gewitter. Hier nicht, aber - ich kann das nicht sehen - im Lechstau schlägt ein Blitz ein! Wird behauptet. Es wird nun kritisch, also schnell weiter. Auf dem Lech-Radweg erreichen wir bald Dessau und Burggen. Schongau wollen wir umfahren, also weiter nach Schwabsoien. Weil das Wetter immer mieser wird fahren wir kurz nach Schwabsoien auf einen Radweg, der nach Epfach weist. Keine Ahnung wo das liegt, aber vom Gespür denke ich, dass es passt. Tut es auch, nur wird der Weg irgendwann zur Schotterpiste. Mir macht das nichts aus, meine Reifen sind gut genug für so was. Die vom Babe eigentlich auch, aber sie ist misstrauisch! Es passiert nichts. Außer das ein fürchterlicher Gewitterregen anfängt. In Epfach stellen wir uns bei der Raiba unterm Dach unter. Es sieht echt düster aus. Neinnein, so geht das gar nicht!
Also suche ich nach einer trockenen Bleibe. Im strömenden Regen entdecke ich dann auch einen Gasthof. Zurück zur Raiba, die gute Nachricht überbringen. Dann schnell los, 500 Meter sind das ungefähr bis zum Wirtshaus. Gutes Essen, Semmelknödel mit Pfifferlingen für mich und Spinatlasagne für das Mädchen gibt es. Ausgezeichnete Küche, alles sehr lecker! Und die Überlegung um eine Übernachtungsmöglichkeit zu fragen. Machen wir aber nicht. Die Sonne kommt wieder raus, es hat aufgehört zu regnen.
Gleich nach der Lechbrücke bei Epfach geht es steil, 120 Höhenmeter mit 13 Prozent Steigung! Das wärmt. Einen Moment lang sieht es nach Wetterbesserung aus. Aber kaum sind wir oben angekommen fängt es bei Reichling wieder an zu regnen. Am Ortsende flüchten wir in eine Bushaltestelle und warten mal das schlimmste ab. Wenigstens kein Gewitter! Aber heftiger Regen. Als der nachläßt fahren wir weiter, naß sind wir eh schon. Rott am Lech wird passiert, bis Diessen a. Ammersee ist es nun nicht mehr weit. Es regnet wieder wie aus Kübeln. Am Schluß noch die lange Abfahrt nach Diessen, kein Vergnügen. Wenigstens ist es nicht kalt. Aber die Bremsen versagen fast vollständig. Von Diessen bekommen wir nicht viel mit, aber schön ist das was wir sehen nicht gerade. Unser Ziel, der Campingplatz St. Alban, liegt ungefähr drei Kilometer nördlich von Diessen. Zum Glück läßt der Regen nun etwas nach. Einen Platz für uns gibt es auch. Der freundliche Platzwart bittet mich in den großen Gebäudekomplex, geht mit mir einige Gänge durchs Gebäude und zeigt mir den Platz, an dem wir unser Sweet Home aufstellen können.
Komisch kommt mir das dann schon vor, als wir so durch die Reihen der Wohnmobile fahren und nach einem netten Plätzle Ausschau halten. "Bei den Birken, da könnt´s euch was suchen" hat der freundliche Mann gesagt. Blöd nur das bei den Birken der Platz aufhört. Schließlich schlagen wir unser Lager zwischen zwei riesigen Wohnwagen, die schon ewig hier zu stehen scheinen, auf. Seltsam, aber egal. Also aufbauen, dann erst einmal heiß Duschen und anschließend Essen gehen. Das Lokal auf dem Platz sieht richtig fesch aus. Achja, die Gepäcktaschen waren absolut dicht. Alles ist trocken. Nur unsere Klamotten nicht. Es gibt hier Wäschetrockner, Waschmaschinen... Aber meine Idee, unsere nassen Radsachen in den Trockner zu geben wird verworfen. Nicht gut, gar nicht gut, diese Idee.
Meine Zweifel an der Platzwahl werden immer größer. Bevor wir Essen gehen frage ich lieber mal nach. Der Platzwart, der auch der Besitzer der Anlage ist, zeigt sich verständnisvoll. Ich habe mich in der Richtung getäuscht, die er mir erklärt hatte. Nach kurzer Rücksprache mit unserem Nachbarn und einer Nachbarin ist alles klar. Wir dürfen hier bleiben, jedenfalls für diese Nacht. Am nächsten morgen können wir dann ja umziehen. Falls wir dann noch bleiben wollen.
Nun können wir beruhigt zum Essen gehen. Was wir gegessen haben weiß ich nicht mehr, aber es war gut und wir hatten hier einen echt netten Abend zusammen. Mit toller Aussicht auf den Ammersee. Was braucht es mehr?
| 80 Kilometer | 700 Höhenmeter |
3. Tag
Weil die Wetteraussichten weiterhin sehr schlecht sind, beschließen wir heute nach Hause zu fahren. Mit dem Bade-Ausspanntag ist es (mal wieder) nichts geworden.
Den kurzen Weg zum Bahnhof nach Riederau noch, Bayernticket kaufen und ein paar Sachen vom Bäcker, der aber ziemlich ausgeplündert ist. Gutes Timing, wir müssen nicht lange warten auf unseren Zug nach Geltendorf. Dort müssen wir umsteigen nach Memmingen. Der Anschlusszug nach Memmingen hat zwar Verspätung, die Durchsage meint ca. 15
Minuten. Das Schatzi ist am Kiosk und will Kaffee und was zum Essen besorgen. Dann fährt unser Zug ein. Also ganz schnell alles mitnehmen, die Räder packen und schnell einsteigen. Hat gerade noch
gereicht. Ganz schnell sind wir in Memmingen.
Dort dürfen wir dann eine Stunde auf unseren Anschlusszug nach Leutkirch warten. Endlich gibt es Kaffee und was zu Essen.
In Leutkirch angekommen müssen wir erst einmal den Weg aus dem Bahnhof heraus suchen. Es regnet und ich fahre nach Herlazhofen, den
"Sitroään" holen. Das Mädchen wartet an einem Schuppen, umgeben von einer Baustelle.
Der Ammersee mag uns nicht
wirklich. Aber wenigstens haben wir es bis dahin geschafft!
Warte nur, Schurke! Trotz allem war das ein klasse Ausflug, wir
bereuen nichts. Wir beschließen, so was öfter mal zu machen.
Yippie-ay-yeah! Schweinebacke.
| Gesamtstrecke: 160 Kilometer | 1800 Höhenmeter |
Fotos