Rennradtouren

Zur Bayernrundfahrt - 250 Kilometer durch Schwaben

Rennradtour von Biberach über Kellmünz und Babenhausen mit einer Durchquerung des Naturparks "Augsburg Westliche Wälder" zum Einzelzeitfahren der Bayern-Rundfahrt 2011 in Friedberg. Schöne, lange Tour, die, wenn man den Wendepunkt nach Bobingen verlegt, einen schönen 200er gibt.

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Samstag, 28. Mai 2011

Wird heute noch Stadt-Land-Fluss gespielt? Falls ja, hier mal ein paar bayerische Flüsse zum merken. Da wäre zuerst die Iller, die aber wohl wenig Punkte bringen wird, weil die ja fast jeder kennt. Bei der Günz stehen die Chancen auf 20 Punkte schon ganz gut, die unbekannte Kammlach könnte zum Sieg verhelfen. Mindel und Neufnach sind auch gute Antworten, die Wertach dagegen ist schon wieder bekannter und sollte nur im Notfall genannt werden.

Alle Genannten aber haben eine gemeinsame Eigenschaft, die dem Radfahrer das Leben nicht gerade einfacher macht. Tief haben sie sich in die bayerisch-schwäbische Hügellandschaft gegraben und bieten dem Rad fahrenden Überquerer eine Art von Berg- und Talbahn. Was nicht weiter schlimm ist, zum Ausgleich der Mühen bietet sich eine interessante Landschaft zur Erkundung an. Wenn das dann, so wie auf unserer Tour, auf meist kleinen, verkehrsarmen Nebenstraßen passiert, ist alles halb so schlimm.

Es ist noch bitterkalt, als Marcus und ich mich kurz nach acht Uhr auf den Weg machen. Die Nacht hindurch hat es heftig geregnet, die Straßen sind zum Teil noch nass. Aber es sieht nach leidlich gutem Wetter aus. Auch wenn die ersten Stunden bei gefühlten fünf Grad nicht gerade prickelnd sind. Erst ein gutes Stück nach der Illerüberquerung lichten sich die Wolken und die Sonne zeigt sich ab und zu.

Wir haben es eilig, um 13 Uhr wollen wir spätestens in Friedberg bei Augsburg sein. Hier findet heute das Einzelzeitfahren der Bayern Rundfahrt statt. Neben anderen Größen der Profi-Radsportszene ist auch Fabian Cancellara, immerhin der amtierende Weltmeister in dieser Disziplin, am Start. „Den muss ich sehen“, meint Marcus. Dass es bis nach Friedberg gut 120 Kilometer sind, stört ihn dabei wenig. Wenn diese vielen Flusstäler nicht wären, ein 25er Schnitt ist dann ja nicht wirklich ein Problem. So schnell sollten wir sein, um Cancellara nicht zu verpassen.

Wir durchfahren den "Naturpark Augsburg Westliche Wälder". Schön ist´s hier, ein riesiger Laubwald würde hier bei großer Hitze ordentlich wohltuenden Schatten spenden. Heute ist das aber nicht nötig, für kurze Zeit fallen dicke Regentropfen aus der dichten Wolkendecke. Wir haben Glück, der Regen ist nach wenigen Minuten wieder eitlem Sonnenschein gewichen. Das ist ja, wenn wir zusammen unterwegs sind, leider nicht immer so. Wir liegen ganz gut in der Zeit, nur ein kleiner „Verfahrer“ in Mering, ganz kurz vor unserem Ziel, kostet einige Minuten. Bringt dafür aber ein kleines Stück Kiesweg. Immerhin. Schließlich habe ich einen Ruf zu verteidigen.

Zum Start- und Zielbereich des Rennens können wir nicht durchdringen, wir landen direkt an der abgesperrten Rennstrecke. Der einzige Weg nach Friedberg würde über eine viel befahrene Bundesstraße führen, dazu haben wir aber gar keine Lust. Also platzieren wir uns neben ein paar anderen Zuschauern direkt an der Strecke. Der Platz ist gut, nach einer Spitzkehre haben die Rennfahrer noch nicht ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht, als sie uns passieren. Spektakulär sieht das alles aus, die Zeitfahrmaschinen der Profis machen schon was her. Als dann endlich Cancellara viel zu schnell an uns vorbei gerauscht ist, machen wir uns auf den Rückweg. Gewonnen hat übrigens Wiggins, mehr als 15 Sekunden war er schneller als der Weltmeister. Dreißig Minuten und ein paar Sekunden für 26 wellige Kilometer. Puh.

Marcus

Der Rückweg führt uns fast parallel zu unserer Hinfahrtsstrecke wieder zurück nach Biberach. Wir überqueren wieder die Flusstäler, die sich jetzt aber deutlich weniger tief zeigen. Kurz nach Kilometer 200 treffen wir vor Kellmünz wieder auf die Hinfahrtsstrecke, die wir aber bei Kleinkellmünz wieder verlassen. Was zu trinken wäre jetzt gut, die Flaschen sind inzwischen geleert. In Ochsenhausen gibt’s ne Tanke, bis dahin müssen wir so kommen. Wasser, für jeden noch ein Snickers, dann geht’s auch schon weiter.

Die letzten bissigen Steigungen erwarten uns noch, die tun zwar weh, aber angesichts des nun absehbaren Endes der Tour werden die noch mit einem lächeln und der einen oder anderen Bergwertung gepackt. 9:50 Stunden faul im Sattel rumgesessen, schön wars und Spaß hat´s gemacht.



| 245 Kilometer | 2070 Höhenmeter |