Rennradtouren

Seltene Begegnung auf dem Weg nach Ottobeuren

Von Bad Wurzach sehr weitläufig um Memmingen herum nach Ottobeuren und genau so weitläufig um Leutkirch zurück

Freitag, 25. April 2014

Viel habe ich schon von Ihm gehört und auch gelesen. Freundlich wäre "Er" und überaus hilfsbereit. Wenn "Er" dann mal, was überaus selten der Fall sein soll, quasi aus mehr oder weniger heiterem Himmel auftaucht. Ohne sich je anzukündigen. "Er" ist einfach ganz plötzlich da. Und verschwindet ebenso schnell, wie "Er" gekommen ist. Trotz diesem ja eher ungewöhnlichen Verhalten ist "Er" immer gerne gesehen und stets willkommen, sorgt "Er" doch für Durchschnittsgeschwindigkeiten, die ohne Ihn kaum möglich wären.

Diese Aussagen stammen aus durchaus glaubwürdigen Quellen, also hege ich auch keinerlei Zweifel an der Richtigkeit derselben. Obwohl "Er" mir bisher noch nicht begegnet ist. Bis heute.

Es war auf einer meiner etwas längeren Ausfahrten, die mich von Bad Wurzach im großen Bogen nach Ottobeuren und von da aus in einem mindestens eben so großen Bogen nach Leutkirch und dann wieder zu meinem Startort führen sollte. Mindestens 60 Kilometer lang ärgerte mich der Ostwind, was ich aber als normal empfand. Schließlich kommt der Wind immer von vorne. Ein Gewöhnungseffekt eben, nicht schlimm, weil es eben immer so ist. Doch dann, kurz nach dem bayerischen Sontheim, unweit von Memmingen, hatte ich Besuch von "Ihm". Bei Attenhausen gesellte "Er" sich zu mir, genau so, wie es in den Erzählungen geschildert wird. Fast lautlos (durch den Radhelm und die Windgeräusche hört man eh nicht so viel) hatte ich "Ihn" im Rücken. Spürbar zwar, aber unsichtbar.

Nach hinten zu schauen ist in dieser durchaus nicht unangenehmen Situation völlig verkehrt und auch unangebracht. Schließlich gilt "Er" als sehr scheu, also halte ich es für besser einfach so zu tun, als hätte ich nichts von "Ihm" bemerkt. An die 40 km/h zeigt der Tacho an, und das trotz der leicht ansteigenden Straße. Ein Guter Freund im Rücken kann durchaus entzücken! Ich wünsche mir insgeheim, dass "Er" noch eine Weile mein unsichtbarer Begleiter bleibt. Ich kann es nicht lassen, vorsichtig greife ich in meine rechte Rückentasche und fummele den Fotoapparat heraus. Einschalten, umdrehen und Knipsen. Das glaubt mir ja sonst niemand. Aber es ist zu spät. Die Straße macht eine Linkskurve, weg ist "Er"! Dabei hätte ich Ihm eine wirklich innige Freundschaft anbieten wollen. Nun versucht "Er" mich an den rechten Straßenrand zu drücken. Mein beinahe bester Freund, der Rückenwind. Mistkerl. Trotzdem hoffe ich ihm noch öfter zu begegnen oder besser Ihn hinter mir zu haben. Und Ihn irgendwann zum "Best Friend ever" zu haben. Na ja, trotz der nur gerade mal zwei Kilometer langen Hilfe des allerbesten Radlerfreundes war ich am Ende mehr als zufrieden. Immerhin bin ich den vorhergesagten Gewittern davon gefahren und trocken nach Hause gekommen.



| 138 Kilometer | 1250 Höhenmeter |